Tiere altern – genauso wie wir, jedenTag.

Altern ist ein Prozess der immer langsamer stattfindenden Zellerneuerung. Die Organe werden in ihrer Funktion zunehmend beeinträchtigt, das Immunsystem rüstet immer langsamer nach. Verletzungen heilen langsamer und Infekte werden nicht mehr ausreichend bekämpft. Krankheiten und Abnutzungsbeschwerden kommen zum Vorschein. 

Auch der Abschied ist ein Teil des Lebens. Er kann schmerzhaft sein, bietet aber auch die Gelegenheit für besondere Verbundenheit und bedeutsame Momente. 

Sterbebegleitung ist eine Möglichkeit, diesen letzten Abschnitt des Lebens mit Verständnis, Unterstützung und Liebe zu gestalten - und einen friedlichen Übergang zu schaffen.

 

Behandlungen mit Alternativmedizin

Ein Thema, mit dem man gerade in der geriatrischen Behandlung häufig konfrontiert wird, ist die Verwendung von Alternativen Heilmethoden bei Erkrankungen und zur Schmerzlinderung. Aufgrund einiger mir bekannten Fälle möchte ich an dieser Stelle vor der Verwendung von wissenschaftlich nicht nachweisbaren Methoden wie Homöopathie, Bioresonanztherapie, Schüsslersalzen, Bachblüten und Energiehalsbändern an Tieren warnen. Eine andere Bezeichnung ist auch die Behandlung mit Homöopathie als "Biologische Tiermedizin". Gerade in der Langzeitbehandlung (v.a. bei Arthrose, Spondylose, Bandscheibenvorfall, Unruhezuständen) werden diese Methoden immer wieder über Mundpropaganda empfohlen, was dem Tier jedoch durchaus schaden kann, da der Tierbesitzer in der Regel nicht über die Herstellung und Wirkungsweise aufgeklärt wird und deshalb davon ausgeht: "Mein Tier bekommt ein Mittel, das ihm helfen wird." Die Folge ist, dass Tierbesitzer in dieser Annahme vielleicht nicht mehr so sensibel auf die Körpersprache des Tieres achten, wie es ohne diese Behandlungen der Fall wäre und Probleme verkannt werden. Die vorgenannten Behandlungsmethoden wirken nach aktuellem Wissensstand nur über den Glauben an eine Heilung (Placebo-Effekt) sowie eine verlängerte Selbstheilungszeit. Der Placebo-Effekt macht beim Menschen manchmal Sinn, beim Tier jedoch nicht. Darüber hinaus kann auch die versuchsweise Behandlung mit unwirksamen Mitteln das Schmerzgedächtnis des Zentralen Nervensystems beeinflussen: Nervenzellen werden durch die anhaltende Reizung dauerhaft sensibler, chronischer Schmerz kann die Folge sein.

Vielmehr ist empfehlenswert, das Geld stattdessen für einen umfangreichen geriatrischen Check beim Schulmediziner zu verwenden. Und wer sein Tier außerhalb der Medizin unterstützen möchte, kann beispielsweise auch in eine Wärmelampe, eine Aufstiegshilfe zum Sofa oder dem Liegeplatz am Fenster, qualitatives Futter und nützliche Nahrungsergänzungen, eine gut gepolsterte Liegematte oder Bewegungstherapien investieren. 

In den folgenden Kapiteln werde ich an einigen Stellen solche Unterstützungsmöglichkeiten nennen. Dabei erwähne ich auch pflanzliche Mittel, die in den Bereich Phytotherapie fallen. Da die Phytotherapie über Inhaltsstoffe und nicht über eine angebliche Energetisierung wirkt, kann sie nachweislich Wirkungen entfalten, dabei aber auch Nebenwirkungen verursachen. Sie ist uns oft als "Hausmittelchen", beispielsweise als pflanzlicher Hustensaft, Fencheltee bei Darmproblemen oder Haferschleim bei Magenleiden bekannt und stellt eine mögliche Behandlungsform bei leichten Beschwerden dar. Allerdings sind auch hier noch längst nicht alle angepriesenen Wirkungen erwiesen, da sie im Gegensatz zur Homöopathie nur wenig Aufmerksamkeit erfährt.

Hundesenioren

Das Alter des Hundes bemisst sich an seinem Körpergewicht:

- unter 15 Kilo gilt ein Hund mit 12 Jahren als alt

- zwischen 15-45 Kilo gelten Hunde ab 8-10 Jahren als alt

- über 45 Kilo gelten Hunde ab 6-8 Jahren als alt

 

Bei alten Hunden kann man häufig kognitive Dysfunktionen beobachten. Das Alleinebleiben fällt ihnen zunehmend schwer, die Hunde werden teilweise unruhig, bellen mehr oder wandern auch nachts durch die Wohnung. 

Auch der Geschmackssinn verändert sich und kann zu vermehrtem oder verringertem Appetit führen. Nassfutter wird nun häufig besser akzeptiert, auch, weil es nicht mehr so stark gekaut werden muss. Darmprobleme treten häufig bei alten Hunden auf. Wer wegen Durchfall o.Ä. zeitweise auf Schonkost umstellen muss, dem empfehle ich die Verfütterung von Moroscher Karottensuppe. Diese kann (zeitaufwändig) selbst gekocht oder im Internet fertig bestellt werden, beispielsweise hier.

Die Muskelmasse nimmt nun stetig ab, Abnutzungen der Gelenke kommen durch Gangbildstörungen oder andere Schmerzanzeichen (Belecken oder Beknabbern von Gelenken, stöhnendes Ablegen oder Aufstehen) zum Vorschein. Spätestens jetzt machen sich auch Überbelastungen aus früheren Jahren bemerkbar, verursacht beispielsweise durch exzessiven Sport, Ball- und Frisbeespielen. Insbesondere bei Hunden mit Problemen im Bewegungsapparat ist darauf zu achten, dass sie normalgewichtig sind. Übergewicht fördert die weitere Überlastung und Abnutzung, während Normalgewicht die Gelenke schont. Desweiteren wurde in einer Studie der Universität Liverpool bereits nachgewiesen, dass Übergewicht das Hundeleben mit hoher Wahrscheinlichkeit um mehrere Monate bis Jahre verringert.

Bei unkastrierten Hündinnen ist bei etwaigen Unruhezuständen oder Veränderungen in Bezug auf den Zyklus besonderes Augenmerk auf mögliche Veränderungen der inneren Geschlechtsorgane, dabei insbesondere die recht häufig auftretende Pyometra, zu legen.

Für alte Hunde ist Routine wichtig. Urlaube verursachen oft unnötigen Stress. Auch bei der Wahl der Route des Spazierganges kann man durchaus den alten Hund mitentscheiden lassen. Bei Mitspracherecht entscheiden sich viele Hunde dann für eine Abkürzung. Auch Ruhetage sind wichtig, insbesondere bei Hitze lässt es sich im Garten meist viel besser aushalten. Kälte kann dagegen auch Gelenkschmerzen verursachen.

Wer seinen Hund mit der Nahrung unterstützen möchte, sollte Wert auf ausreichend Omega-3-Fettsäuren (zB. durch Leinöl) legen. Vitamin E und C sind beispielsweise in Hagebuttenpulver enthalten. Weidenrinde (Salicin) könnte schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken. Zur ausreichenden Versorgung des Knorpels können Grünlippmuschelextrakt (enthält Jod - Vorsicht bei Schilddrüsenerkrankungen), Chondroitinsulfat, Hyaluronsäure etc. verwendet werden, man findet entsprechende Mischungen als Ergänzungsfuttermittel freiverkäuflich im Handel, z.B. hier. Die Kombination aus Gewichtsreduktion (auf Normalgewicht), weichem Liegeplatz, Wärme, moderater Bewegung und vorgenannten Ergänzungsfuttermitteln kann bei leichten Beschwerden im Bewegungsapparat nach eigener Erfahrung oft über lange Zeit erfolgreich sein. 

Alte Samtpfoten

Katzen können ein beachtliches Alter erreichen. Durchschnittlich sind es etwa 15 Jahre, es ist aber auch ein deutlich höheres Alter möglich. Mit zunehmendem Alter verändern sich jedoch ihre Bedürfnisse und es treten typische Gesundheitsprobleme auf. Auch das Verhalten kann sich deutlich wandeln.

Manche Katzen bekommen beinahe schlagartig eine „uralte Optik“. Dann sind normalerweise Erkrankungen ursächlich und sollten beim Tierarzt abgeklärt werden. Auch auffallende Veränderung der Trink- und Fressgewohnheiten sprechen für eine Erkrankung. Ein sehr häufiges Problem sind Erkrankungen im Maulbereich bzw. an den Zähnen. Auch Demenzsymptome treten bei Katzen auf und äußern sich in desorientiertem Herumlaufen, Miauen (evtl. auch durch abnehmendes Hörvermögen), urinieren außerhalb der Toilette und sinnlos erscheinendem Wandern durch die Wohnung. Freigänger sind dann besonders gefährdet und sollten nurnoch einen gesicherten Auslauf nutzen. Auch die Schlaf-Wachrythmen verändern sich oftmals mit. Demenzerkrankte Katzen können sich auch ihren Bezugspersonen oder anderen Haustieren gegenüber plötzlich anders, „fremd“, verhalten. 

Bei gestressten Katzen kann man durchaus versuchen, ihnen durch beruhigende Pheromone (Feliway) etwas Geborgenheit zu vermitteln. Eine veränderte Fellpflege, übermäßiges Belecken oder Beknabbern deutet auf Schmerzen hin, ebenso das Vernachlässigen der Selbstpflege. Bei Schmerzen im Bewegungsapparat ist auch das Klettern sowie das Ein- und Aussteigen in die Katzentoilette erschwert und wird eventuell ganz vermieden. Bei Diabetikern fällt eventuell ein plantigrader Gang auf. 

Alte Katzen lieben leicht zugängliche Plätze, die gut gepolstert sind, im Sommer aber nicht zu sehr aufheizen. Auch möchte die Katze trotzdem noch etwas von der Welt mitbekommen, auch wenn sie keine großen Streifzüge mehr machen wird. Das Fensterbrett, zu dem man eine Aufstiegshilfe bauen kann, bleibt dabei unangefochten auf dem ersten Platz der Beliebtheitsskala. Auch Extra-Plätze mit Wärmelampe werden von Katzen manchmal gerne angenommen. 

Kräuterbehandlungen stellen für Katzen Vergiftungsrisiken dar, daher sollte insbesondere auf Kräuter mit ätherischen Ölen und Senfölen verzichtet werden. Ein Heilkräuterbeet im Garten, an dem sich die gewöhnte Freigängerkatze nach Bedarf bedienen kann, wäre jedoch eine Möglichkeit. Das gilt allerdings nicht für Katzen, die aufgrund von psychischen oder physischen Erkrankungen verändertes Fressverhalten (Polyphagie, Pica-Syndrom…) zeigen.

Pflege alter Kaninchen

Auch Kaninchen durchlaufen einen Alterungsprozess, der mit spezifischen Herausforderungen verbunden ist. Ab einem Alter von etwa 6 Jahren gelten Zwerge und mittelgroße Rassen als Senioren und können, ohne ernste Erkrankungen und mit entsprechender Pflege, deutlich über 10 Jahre alt werden. 

Gesunde Kaninchen zeigen bis ins hohe Alter einen neugierigen, verspielten und gegenüber Artgenossen aufgeschlossenen Charakter, lediglich Schlafphasen treten häufiger auf. Ein auffällig ruhiges Kaninchen dagegen hat oftmals bereits eine unentdeckte Krankheit, weshalb man genau hinschauen sollte. Arthrose ist eine typische Erkrankung alter Kaninchen. Sie äußert sich in Bewegungsunlust, Schwierigkeiten beim Springen, im fortgeschrittenen Zustand auch im ausbleibenden Putzen oder einer abnormen Sitzhaltung. Manche Kaninchen legen sich auch nicht mehr auf die Seite. Schmerzen sollten behandelt werden, im Anfangsstadium habe ich gute Erfahrungen mit einer Dauergabe von RodiCare Artrin (frei verkäufliches Nahrungsergänzungsmittel) gemacht, später in Kombination mit verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln. Arthrosekaninchen schätzen geschützte, große Toilettenschalen, in denen sie Futter und Wasser bereitgestellt bekommen sowie einen gepolsterten Untergrund (zB.Strohhäcksel) zum Schlafen finden. Hier verbringen sie oft freiwillig ihren Lebensabend und freuen sich, wenn die anderen Gruppenmitglieder sich dazukuscheln oder mit ihnen fressen. Am liebsten werden Plätze angenommen, von denen aus ein guter Überblick besteht und sie trotzdem von oben geschützt sind. Auch hier gilt: "Wer rastet, der rostet." Arthrosekaninchen sollten regelmäßig zur Bewegung animiert werden, beispielsweise durch Gartenfreilauf.

Insbesondere bei Widder-Kaninchen besteht die Gefahr, an Ohrenentzündungen zu erkranken, lebenslang. Nach eigener Erfahrung sowie nach Studienlage entwickelt beinahe jedes Widderkaninchen im Laufe seines Lebens entzündliche Veränderungen im Ohr. Die Symptome einer Ohrentzündung reichen von vermehrtem Ohrensekret über häufiges Kratzen, Kopfschütteln, Taubheit, verdicktem Ohrgrund bishin zum Ausfall der Gesichtsnerven und Kopfschiefhaltung. Leider sind viele Tierärzte noch nicht ausreichend für Kaninchensymptome sensibilisiert und drücken schnell den Stempel "Verhaltenstick" oder „E.C.“ auf. Ich empfehle jedem Widder-Halter, sich selbst für ein paar Euro ein Otoskop zuzulegen und regelmäßig die Ohren seiner Kaninchen in der Tiefe zu kontrollieren. Eine Mittelohrentzündung (typisch bei Schnupfern) ist sogar nur über eine CT zu diagnostizieren.

Hitze und Kälte kann ein altes Kaninchen schlechter regulieren. Auch sind alte Kaninchen anfälliger für die Entwicklung verschiedenster Gewebeveränderungen. Sehr häufig treten bei unkastrierten Häsinnen im Laufe ihres Lebens Veränderungen der inneren Geschlechtsorgane auf. Diese Veränderungen weiten sich teilweise unbemerkt und schnell in andere Organe aus, oftmals in die Lunge, was ziemlich plötzlich zu Luftnot bis Ersticken führen kann. Bei Häsinnen, die wegen vermutetem Atemwegsinfekt beim Tierarzt vorstellig werden, sollte das immer berücksichtigt werden. Auch wiederkehrender Matschkot, Reizbarkeit und Hypersexualisierung sind Anzeichen für Veränderungen der Geschlechtsorgane. Denkt man an menschliche Endometriose-Patientinnen, kann man sich vorstellen, welche Schmerzen wahrscheinlich auch Häsinnen durchmachen. 

Kaninchen mit Grauem Star oder Schnupfen neigen zu gereizten, tränenden Augen und profitieren von pflegenden Augentropfen (zB. 2x tgl. Bepanthen Augentropfen oder Bepanthen Augen-und Nasensalbe), Verklebungen können zuvor mit warmem Wasser und einem Wattepad gut entfernt oder mit einem Kamm aus dem Fell gekämmt werden. Es bietet sich das Verfüttern von „Schnupfenkräutern“ sowie Schwarzkümmelpellets als Leckerli an (enthalten Linolsäure und Thymochinon - die Akzeptanz ist oft erst nach einigen Tagen Gewöhnungszeit sehr gut). Man findet unter Pferde-Nahrungsergänzungen auch viele gute Kräuter-Kombinationen (Trockenkräuter, Säfte etc.), für Kleintiere ist das Angebot sonst leider recht überschaubar.

Haltung alter Ratten

Farbratten erfreuen sich als Haustiere für Jugendliche und Berufstätige zunehmender Beliebtheit und interagieren gern mit ihren Menschen. Umso trauriger ist es, dass die geringe Lebenserwartung hier schnell Grenzen aufzeigt.

Die meisten Farbratten haben eine realistische Lebenserwartung zwischen 2-3 Jahren. Unsere Haustier-Ratten stammen von Laborratten ab und besitzen eine unnatürlich starke Neigung zur Entwicklung von Krebs. Ab einem Alter von etwa 1,5 Jahren treten Tumore gehäuft auf, lassen sich oft jedoch leicht mit einer Operation entfernen. Allerdings geht das Tumor-Wachstum danach häufig direkt an anderen Stellen weiter. Der Tierhalter muss abwägen, bis zu welchem Alter oder allgemeinen Gesundheitszustand der Ratte eine Operation noch Sinn macht. Mit oberflächlich gelegenen Tumoren können Ratten durchaus noch viele Monate beschwerdefrei leben - auch, wenn es für den Menschen nicht schön aussieht. Wird die Stelle haarlos und wund, putzt oder beißt die Ratte daran auffällig herum oder nimmt ihre Aktivität deutlich ab, leidet sie unter dem Tumor. 

Auch Infekte wie Lungenentzündungen treten im Alter gehäuft auf und müssen sofort tierärztlich abgeklärt und behandelt werden. Zumindest gegen die häufig und chronisch auftretenden Infekte der oberen Atemwege kann man vorbeugend oder unterstützend Phytotherapie ("Schnupfenkräuter" oder "Bronchialkräuter") nutzen. Solche Kräuter werden als Mischung verfüttert, oder - frisch sowie getrocknet - zu Sträußen gebunden und im Gehege zur Selbstbedienung aufgehängt. Dazu eignen sich Minze, Kamille, Zitronenmelisse, Breit- und Spitzwegerich, Malve und Brennessel. In Schnupfenphasen habe ich gute Erfahrungen mit Kräuterauszügen wie Rodi Care Pulmo gemacht, was man dosiert verabreichen kann. Es ist als Ergänzungsfuttermittel frei verkäuflich und für Ratten zugelassen. 

Ältere oder chronisch erkrankte Ratten neigen zu kalten Pfoten. Sie sind allgemein sehr Luftzug- und kälteempfindlich. Entsprechend sollte auf das vorsichtige Lüften und ausreichende Heizen geachtet werden. Kalte Oberflächen können mit kleinen Teppichen (bspw. Badematten) ausgelegt werden, sie lassen sich besonders einfach waschen.

Pferde-Oldies

Auch das Alter von Pferden kann rasseabhängig stark variieren. Ab ungefähr 20 Jahren treten Alterserscheinungen auf. Insbesondere Ponys können jedoch trotzdem an die 40 Jahre alt werden. Das älteste Pferd der Welt soll ein Alter von über 60 Jahren erreicht haben.

Alte Pferde entwickeln häufig Probleme mit der Verdauung, oft beginnen die Baustellen bereits an den Zähnen. Die Zähne nutzen sich ab, sitzen eventuell nicht mehr fest genug, entzünden sich und fallen häufig sogar aus. Das Futter wird nicht ausreichend gekaut und eingespeichelt, heruntergeschluckte grobe Texturen reizen die Magen- und Darmschleimhaut, die Darmschleimhaut verliert im Alter ohnehin immer weiter ihre Barrierefunktion und der Darm wird zunehmend "träge" - dadurch entstehen Verdauungsstörungen und Nährstoffmangel. Achten Sie auf "Wickelkauen", Trensenverweigerung, Maulgeruch oder mäkeliges Fressen und lassen Sie die Zähne regelmäßig durch einen Tierarzt kontrollieren. Eine ausreichende Mineralstoffversorgung mit der Fütterung ist bei unseren mittlerweile sehr unnatürlich zusammengesetzten Wiesen notwendig. Eventuell können auch zusätzliche eingeweichte Heucops wieder etwas mehr "Substanz" an das Pferd bringen.

Auch alte Pferde sind auf ständige, moderate Bewegung angewiesen. Hierbei sollte möglichst überwiegend im Schritt gymnastiziert werden. Das Schrittgehen schont die Gelenke und auch den Magen. Spaziergänge querfeldein eignen sich hervorragend zum Fördern des Gleichgewichtssinnes und einer umfassenden Gelenksbewegung, was man auf dem Platz kaum nachahmen kann.

Auch das "Festliegen" bei Boxenhaltung kann nun häufiger auftreten. Der Boxenboden sollte weich, aber griffig sein. Großzügig bemessene Boxen können ebenfalls Abhilfe schaffen.

Eine typische Alterserkrankung ist das Equine Cushing-Syndrom (ECS=PPID), es tritt bei ca. 20% der Pferde ab 15 Lebensjahren auf und ist nicht heilbar. Die Wahrscheinlichkeit, zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Es handelt sich um eine hormonelle Erkrankung, die sich in Stresssymptomen bemerkbar macht. Sie wirkt sich immunsuppressiv aus und geht häufig mit Hufrehe, Muskelschwund und verändertem Fell einher. Über den Tierarzt kann man den ACTH-Wert im Blut bestimmen lassen.

Für Pferde mit Schmerzen im Bewegungsapparat können bei leichten Beschwerden Futterergänzungen, die Weidenrinde und Knorpelnährstoffe enthalten, ausprobiert werden. Reine Weidenrinde kann zugefüttert, in Form eines Tees oder in einem kombinierten Ergänzungsfuttermittel verabreicht werden.

Für Pferde mit leichten Magenleiden können kostengünstig zerstoßener Hafer, Bockshornkleesamen oder Leinsamen aufgequollen und als Schleim verfüttert werden. Bei stärkeren entzündlichen Läsionen der Magenschleimhaut erweisen sich Omeprazol und Sucralfat (vom Tierarzt) in Kombination als hilfreich, sofern die eigentlichen Auslöser, welche häufig psychischer Art sind, abgestellt wurden.

(Davon abgesehen, dass Pferde mit Beschwerden sowieso nicht auf Turnieren starten sollten, ist bei der Verwendung von einigen Futterergänzungen ein möglicher Dopingzeitraum zu berücksichtigen.)

Wann ist der Zeitpunkt gekommen, um Abschied zu nehmen?

Stellt man als Tierhalter einem Freund oder einem Arzt diese Frage, wird sie meist damit beantwortet, dass man selbst beurteilen können muss, wann das Tier "erlöst" werden sollte. 

Nur, was ist, wenn es noch zu früh ist?

 Und was macht das Tier durch, bis ich merke, dass ich zu lange mit der Entscheidung gewartet habe? 

Das Schlimmste, was einem Tier passieren kann, ist ein leidvoller Tod. Allerdings gehört zum Ende des Lebens auch eine Sterbephase, eine Zeit der Einsicht und Akzeptanz des Sterbenden. Während totkranken Menschen Zeit für diesen Prozess eingeräumt wird, werden unsere Tiere ziemlich abrupt aus dem Leben gerissen. 

Tiere haben Angst vor dem Sterben. Ein Lebewesen versucht mit jedem Mittel, sich selbst zu erhalten. Das Töten eines Tieres kann daher zu starkem Widerstand führen, zu Panik beim Tier und einem erschrocken, zweifelndem Besitzer. 

Deshalb sollte der Besitzer täglich genau hinschauen, sobald sich sein Tier in der letzten Lebensphase befindet und immer weiter abbaut. Schmerzen und Unwohlsein müssen erkannt und sollten durch Medikamente möglichst gering gehalten werden. Fütterung, Bewegung und Medikamente werden von "Gesunderhaltung" auf "Wohlfühlmodus" umgestellt. Zeigt das Tier Schmerzanzeichen, muss die Medikation angepasst und ggf. sogar das Medikament gewechselt werden. 

Ein Tier, das merklich abbaut, benötigt trotzdem weiterhin (entspannte) Sozialkontakte und etwas geistige Abwechslung während seiner aktiven Phasen. Ein altes Kaninchen fühlt sich eventuell mit kurzem abendlichen Grasen im Garten wohl. Hunde können beispielsweise in Fahrradanhängern oder Bollerwagen bis zuletzt an kleinen Ausflügen teilnehmen. Der liebste Ruhebereich kann dem Tier gut ausgepolstert und mit Wasser und Futter ausgestattet werden. Einem kranken Huhn kann die Box weich eingestreut und mit grünen Zeigen als Sichtschutz dekoriert werden. Ein geöffnetes Fenster regt zum Lauschen an, bringt manchmal etwas Sonnenlicht ins Zimmer und leichte Windbewegungen tragen Gerüche hinein. Bei schönem Wetter ist vielleicht ein ausgiebiger Gartenaufenthalt, bei schlechtem Wetter ein Ausblick durch ein Fenster möglich. Die Tiere erfahren hier etwas Abwechslung, beobachten ihre Umgebung, sonnen sich und werden dabei für den Moment aus ihrer zurückgezogenen, depressiven Stimmung geholt. Sie zeigen plötzlich wieder arttypische Verhaltensweisen, zupfen Gras oder sortieren ihre Einstreu und inappetente Tiere werden manchmal allein durch eine geschützte, naturnahe Umgebung wieder zum Fressen angeregt.  Auch wichtig ist, das Tier in seinen letzten Tagen nicht zur Nahrungsaufnahme zu zwingen (das gilt nicht für Kaninchen und Meerschweinchen, hier muss einer schmerzhaften Aufgasung vorgebeugt werden). Frisches Wasser sollte immer wieder angeboten werden. Schleimhäute sterbender Menschen neigen zum Austrocknen, daher kann auch bei Tieren ein vorsichtiges Befeuchten der Maulschleimhäute vorgenommen werden, wenn es nötig ist. Die Umgebung sollte angenehm warm gehalten werden und regelmäßige Frischluftzufuhr steigert das Wohlbefinden. Auf Besuch und andere Stressfaktoren wird nun dem Tier zuliebe vorübergehend verzichtet. 

Tierbesitzern empfehle ich, sich zu überlegen, ab welchem Zeitpunkt sie ein Leben selbst nicht mehr lebenswert finden würden. Mit diesen Gedanken betrachtet man sein Tier und führt eine Art Tagebuch über gute (lebenswerte) und schlechte (schmerzerfüllte, sozial isolierte oder stressgeprägte) Tage des Tieres. Überwiegen die schlechten Tage oder ist die Prognose für die darauffolgenden Tage nur noch schlecht, ist der Zeitpunkt der Einschläferung gekommen. Eine weitere Möglichkeit ist das Setzen eines "Zieles", beispielsweise: wenn das Tier zum zweiten Mal nicht mehr aus eigener Kraft aufstehen konnte und sich die Problematik künftig nur noch verschlimmern wird. Zu groß ist die Gefahr, dass das Tier in den nächsten Tagen hilflos seinem Leid erliegt. Wir sollten die Möglichkeit nutzen, das Tier zuvor in Würde gehen zu lassen. 

Der Trauerprozess setzt beim Tierbesitzer bereits bei Verkündung der sehr schlechten Prognose ein. Tierbesitzer durchlaufen dabei bereits vorab die Trauerphasen, was den Umgang zwischen Arzt, Besitzer und Patient schwierig gestalten kann. Diese Phasen bestehen oft aus: 

Verdrängung

Wut

Verhandeln

 Schuldgefühl 

Depression

und Akzeptanz.

Besonders belastend kann es sein, wenn ein totgesagtes Tier dann doch noch deutlich über die Prognose hinaus am Leben bleibt, während ständig mit dem Ableben gerechnet wird. Mit Prognosen ist daher immer sehr vorsichtig umzugehen. Manche Tiere können mit guter Palliativbehandlung unerwartet noch Jahre leben. Es ist letztendlich eine Frage der Bereitschaft (des Arztes sowie des Tierbesitzers), das Tier enger zu überwachen, intensiver zu pflegen und mit aufwendigeren Medikamenten zu versorgen.

Wie gestalte ich den letzten Weg?

Die Art der Tötung, der Ort und die anwesenden Personen sind der Persönlichkeit des Tieres anzupassen. Ein territorialer Hund würde beispielsweise in Stress geraten, wenn der Tierarzt plötzlich zuhause vor dem Körbchen steht. Es gibt Berichte über Tierärzte, die im Garten unter freiem Himmel einschläfern. Oder der Hund wurde bei der Rückkehr vom letzten Waldspaziergang eingeschläfert. Kleintiere oder immobile Tiere kann man mit einem letzten Festmahl in Anwesenheit ihrer Gruppenmitglieder glücklich machen, der Tierarzt kann dem danach friedlich ruhenden Tier die erlösenden Spritzen setzen. Großtiere dagegen können ein letztes Mal von ihrer Bezugsperson geputzt und unter freiem Himmel auf einem gepolsterten Untergrund getötet werden, manchmal sind sogar Tötungen auf der Weide möglich. 

 

Es geht ein letztes Mal darum, dem geliebten Tier Ehre zu erweisen und sich im Ruhigen zu verabschieden. Im besten Fall wird aus dem traurigen Anlass im Nachhinein doch irgendwie eine Erinnerung, die sich richtig anfühlt.

 

 Die Euthanasie außerhalb der Tierarztpraxis ist allerdings deutlich kostenaufwändiger. Auch bietet nicht jeder Tierarzt Hausbesuche an. Spätestens in den Tagen, bevor es soweit ist, sollte man sich daher bereits mit den Tierarztpraxen in seiner Gegend in Verbindung setzen. Auch sollte jetzt schon überlegt werden, was mit dem Tierkörper hinterher geschehen soll.

 

 In Tierarztpraxen wird die Euthanasie normalerweise in einem abgelegenen, ruhigen Behandlungsraum durchgeführt. Es erfolgt eine letzte Untersuchung, danach werden zwei Spritzen gesetzt. Mit der ersten Spritze schläft das Tier langsam ein. Die zweite Spritze führt zum Tode. Der tatsächliche Todeseintritt wird kontrolliert. Der Besitzer entscheidet dann über den Verbleib des Tierkörpers. Rechnungen können, bei länger bekannten Ärzten, oft im Nachhinein gezahlt werden, wenn der erste Schock überstanden ist. Bestenfalls wird man abschließend durch eine Nebentür aus der Praxis geleitet, wenn im Eingangsbereich andere Patienten warten. 

 

Für Menschen, die an die Seele glauben, aber auch in Krankenhäusern und Altenheimen gibt es eine Tradition: nach dem Versterben öffnen die Hinterbliebenen ein Fenster, um die Seele hinauszulassen.

 

"Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren.“

Johann Wolfgang von Goethe

 

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